Patientenratgeber Multiple Sklerose (MS) – ein Überblick

Multiple Sklerose (Abkürzung MS) betrifft weltweit schätzungsweise 2,8 Millionen Menschen. MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems (ZNS), die das Gehirn und das Rückenmark umfasst. Meist beginnt die Autoimmunkrankheit im frühen Erwachsenenalter. Da MS nicht heilbar ist, konzentrieren sich die Therapien (nicht-medikamentös und mit MS-Medikamenten) darauf, Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.

Multiple-Sklerose-Patientin im Rollstuhl mit Tochter und Enkelkindern
Multiple Sklerose (MS) ist keine klassische Erbkrankheit, aber ein genetische Veranlagung kann das Risiko erhöhen. (©iStock/kate_sept2004)

Der Krankheitsverlauf und die Lebenserwartung von MS-Patienten kann sehr unterschiedlich sein. Bei Schauspielerin Christina Applegate beispielsweise ist die Multiple Sklerose nach den ersten Symptomen sehr schnell fortgeschritten. Sänger Howard Carpendale hingegen lebt seit Jahrzehnten ohne eine deutliche Verschlimmerung seiner Beschwerden.

Typische MS-Symptome sind neben Taubheitsgefühlen in den Beinen oder Armen Gleichgewichtsprobleme, starke Müdigkeit und geringe Belastbarkeit sowie Sehstörungen auf einem Auge. Wer Multiple-Sklerose-Symptome zeigt, sollte einen Facharzt aufsuchen.

„Einen MS-Schnelltest oder aussagekräftigen MS-Selbsttest gibt es nicht. Eine gesicherte MS-Diagnose erfolgt beim Neurologen. Denn die MS-Krankheit kann sich sehr unterschiedlich äußern und es besteht durchaus Verwechslungsgefahr, zum Beispiel mit Morbus Fabry oder dem Susac-Syndrom.“

Dr. Raluca Stegmann (Neurologe Donauwörth)

MS-Krankheit: Definition

Die MS-Krankheit wird auch die ‚Krankheit mit den 1.000 Gesichtern‘ genannt. Ihr Name setzt sich zusammen aus dem Begriff ‚Sklerose‘ und dem Wort ‚multiple‘. Die Sklerose-Definition lautet ‚Verhärtung von Organen oder Geweben‘. ‚Multiple‘ heißt ‚vielfach‘. Demnach ist MS die Abkürzung für Multiple Sklerose und nicht wie manchmal fälschlich angenommen für Muskelschwund-Krankheit – auch wenn Muskelschwund ein Symptom von MS sein kann.

Die Multiple-Sklerose-Definition lautet ‚vielfache Verhärtung‚. Diese MS-Definition oder vielmehr MS-Bedeutung entspricht tatsächlich dem Vorgang der Erkrankung:

„Die Enden unserer Nervenzellen haben von Natur aus eine Schutzhülle, Myelin genannt. Bei einer Erkrankung mit Multipler Sklerose zerstören fehlentwickelte körpereigene Zellen das Myelin; es entstehen entzündliche Läsionen. Diese Verletzungen der Schutzschicht vernarben. Die Narben können als Verhärtungen verstanden werden, die nun die Informationsübertragung im Zentralen Nervensystem an vielen Stellen stören oder sogar verhindern.“

Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth)

Multiple Sklerose tritt vor allem in folgenden drei Verlaufsformen auf:

  • RRMS (engl. Relapsing Remitting Multiple Sclerosis) ist durch einen schubförmigen Verlauf gekennzeichnet. Mehr als 80 Prozent der MS-Patienten leiden an der RRMS.
  • SPMS (engl. Secondary Progressive Multiple Sclerosis) kann sich aus einer RRMS entwickeln. Bei der sekundär progredienten MS-Krankheit verlängern sich die Schübe auf Zeiträume von drei bis zwölf Monaten.
  • PPMS (engl. Primary Progressive Multiple Sclerosis) ist von Anfang an durch einen allmählich fortschreitenden Verlauf gekennzeichnet. Primär Progrediente Multiple Sklerose betrifft circa 10 Prozent der Patienten.

Nuevo Sklerose, die unheilbare Nervenkrankheit, an der Serien-Charakter Natascha in „Sturm der Liebe“ vor einigen Jahren erkrankte, gibt es übrigens nicht. Die wurde von den Serien-Autoren erfunden.

Darstellung der gestörten Signalübertragung im Nervensystem bei MS-Krankheit
Bei Patienten mit MS-Krankheit ist die Signalübertragung im Zentralen Nervensystem durch Nervenschädigungen gestört. (©iStock/wildpixel)
Encephalomyelitis disseminata (Multiple Sklerose): Schmuckbild zum Thema Signalübertragung
Encephalomyelitis disseminata ist ein Fachbegriff für Multiple Sklerose. (©iStock/Christoph Burgstedt)

Encephalomyelitis disseminata – der Fachausdruck

Encephalomyelitis disseminata (nicht Encephalitis disseminata), kurz ED, ist die fachsprachliche Bezeichnung für Multiple Sklerose. Weitere Synonyme sind disseminierte oder demyelinisierende Enzephalomyelitis, Entmarkungs-Enzephalomyelitis, Polysklerose und Sclerosis multiplex.

„Der Fachbegriff Encephalomyelitis steht für eine kombinierte Entzündung von Gehirn – Encephalitis – und Rückenmark – Myelitis. ‚Disseminata‘ bedeutet in diesem Zusammenhang ‚verstreut‘.“

Dr. Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth)
Darstellung des Epstein-Barr-Virus', das zwar nicht zur den Multiple-Sklerose-Ursachen zählt, aber ein möglicher Auslöser ist.
Multiple Sklerose: Ursache unbekannt. Auslöser können Virusinfektionen, zum Beispiel mit dem Epstein-Barr-Virus hier im Bild sein. (©iStock/Dr_Microbe)

Multiple Sklerose: Ursachen

„Die Ursache für Multiple Sklerose ist bis heute nicht vollständig geklärt. Experten sind sich aber einig, dass MS nicht eine bestimmte Ursache hat, sondern mehrere Faktoren in Kombination zu einer Erkrankung führen.“

Dr. Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth)

Multiple Sklerose – Ursachen und Risikofaktoren:

  • MS vererbbar? Erbliche Faktoren spielen wohl eine Rolle. Es wird aber nicht direkt die Krankheit Multiple Sklerose vererbt, sondern nur ein erhöhtes Risiko, daran zu erkranken.
  • Mikrobiota? Bei genetischer Vorbelastung besteht ein Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung des intestinalen Mikrobioms, also der Darmbakterien, und der Entwicklung einer MS (Multiple Sklerose).
  • Rauchen? Es ist bekannt, dass bei Rauchern mit Multipler Sklerose durch die Zufuhr von Nikotin eine relative Risikoerhöhung und ein schlechterer Krankheitsverlauf als bei Nichtrauchern zu beobachten ist.
  • Salz? Ein erhöhter Salzkonsum wird von Experten als Teilursache für das Auftreten von MS-Anzeichen diskutiert. Patienten, die sehr salzreich essen, erleiden oft ein schlimmeres Krankheitsbild.
  • Virusinfektion? MS ist keine Virusinfektion, sondern eine Autoimmunreaktion. Der zentrale Auslöser dafür sind aber wahrscheinlich bestimmte Virusinfektionen, zum Beispiel mit Epstein-Barr-, Herpes- und Masern-Viren.
  • Vitamin-D-Mangel? Ein dauerhaft niedriger Vitamin-D-Spiegel wegen unzureichender Sonnenlichtexposition könnte ein Risikofaktor für MS sein. Zumindest mindert eine gute Vitamin-D-Versorgung bei Betroffenen das Schubrisiko.

MS-Symptome

Multiple-Sklerose-Symptome gibt es viele. Nicht alle MS-Symptome betreffen jeden Patienten gleichermaßen.

Die ersten Anzeichen für MS treten in der Regel zwischen dem 15. und dem 45. Lebensjahr auf.

  • Mehr als die Hälfte der Betroffenen von Multipler Sklerose erleben als Frühsymptome Erschöpfungszustände und starke Müdigkeit.
  • 30–40 Prozent erleben bei MS als erste Symptome Sensibilitätsstörungen.
  • Bei 20–30 Prozent betreffen die frühen MS-Symptome die Augen: Stichwort Optikusneuritis (Neuritis nervi optici; Entzündung des Sehnervs).
Frau liegt auf Sofa; ihr MS-Symptome sind Müdigkeit und Augenschmerzen.
Müdigkeit und Erschöpfung trotz normalerweise ausreichendem Schlaf können erste MS-Symptome sein. (©iStock/fizkes)

Im weiteren Verlauf der MS-Krankheit können auch folgende Symptome auftreten:

  • Blasenstörungen
  • kognitive Störungen (beeinträchtigte Aufmerksamkeit / Konzentration)
  • motorische Störungen > Was bei MS mit Knieschmerzen anfängt kann sich zu Lähmungen der Beine weiterentwickeln. Auch die Arme oder eine komplette Körperhälfte kann betroffen sein.
  • Pseudoneuritis vestibularis (Beschwerden wie bei Neuritis vestibularis mit Schwindel, Augenrotation, Kopfneigung etc.)
  • zerebelläre Störungen (das Kleinhirn betreffend, das wichtig für das Gleichgewicht ist und um Körperbewegungen aufeinander abzustimmen)
Multiple Sklerose-Patient reibt sich die Augen; Seh- und Augenbewegungsstörungen sind häufige MS-Symptome.
Weitere häufige MS-Symptome: Schwindel und Seh- oder Augenbewegungsstörungen. (©iStock/Nes)

Dass bei Multipler Sklerose eine Persönlichkeitsveränderung aufgrund emotionaler Labilität und Depression eintritt, ist ebenfalls möglich.

Wenn plötzlich Multiple-Sklerose-Symptome auftreten, sind die häufigsten Beschwerden Empfindungsstörungen, Muskellähmungen und Sehstörungen. Da bei MS die ersten Symptome erfahrungsgemäß jedoch nur vorübergehend in Erscheinung treten und sich zu Beginn der Erkrankung zunächst wieder zurückbilden, kommt es oft erst später zu einer Diagnose.

„MS-Symptome treten bei Frauen um den Faktor 3 bis 4 mal häufiger auf als bei Männern – Tendenz steigend. Dennoch ist bei Patientinnen mit Multipler Sklerose die Lebenserwartung höher.“

Dr. Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth)

MS-Diagnose

Eine MS-Diagnose begleitet Betroffene für den Rest ihres Lebens. Weder die Vorbeugung einer Multiplen Sklerose noch die Heilung von Multipler Sklerose ist zum jetzigen Stand der Medizin möglich. Aber: Je früher die MS-Diagnose gestellt wird, desto besser die Behandlungsmöglichkeiten.

Kein Wunder also dass tausendfach im Monat Deutsche Suchbegriffe wie „Multiple Sklerose Test“, „MS-Schnelltest“, „MS-Symptome Test“ und ähnliches bei Google eingeben. Und sie werden fündig: Angeboten werden kurze Frage-Antwort-Anwendungen, die häufige Symptome bei Multipler Sklerose abfragen. Die Aussagekraft der Ergebnisse von solch einem MS-Test ist aber mehr als fragwürdig. Beschwerden wie Müdigkeit oder Füße, die oft einschlafen, sind sehr unspezifisch und können viele Ursachen haben.

„Im Alltagsstress werden kleine Wehwehchen oft lange beiseitegeschoben. Aber der Faktor Zeit ist bei allen Krankheitsbildern von maßgeblicher Bedeutung. Viele Störungen und Erkrankungen sowohl physischer als auch psychischer Natur lassen sich beheben oder zumindest ihre Folgen abschwächen, wenn sie rechtzeitig erkannt werden. Deshalb meine Bitte: Holen Sie immer ärztlichen Rat ein, wenn Sie sich gesundheitlich angeschlagen fühlen, um die Gründe für Ihren Zustand herauszufinden. Lieber ein paar Mal öfter wegen Kleinigkeiten zum Arzt gehen, als ein Mal zu wenig, wenn es darauf ankommt.“

Dr. Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth)

Ein Neurologe wie Dr. Stegmann führt in der neurologischen Praxis folgende Schritte durch, um eine Multiple-Sklerose-Diagnose zu stellen:

  • Anamnese (ärztliche Befragung) > Symptome, Risikofaktoren, Vorgeschichte
  • körperlich-neurologische Untersuchung > Erfassung und Bewertung der Symptome
  • Blutentnahme > für Labordiagnostik
  • MRT (Magnetresonanztomografie) > MS im Frühstadium kann an Entzündungsherden im Gehirn und Rückenmark erkannt werden; im weiteren Verlauf zur Therapiebeurteilung
  • Lumbalpunktion > Entnahme von Nervenwasser (Liquor) für laborchemische Untersuchung zur Absicherung einer MS-Diagnose
  • neurophysiologische Untersuchungen (evozierte Potenziale) > Untersuchung der Nervenleitung verschiedener Funktionssysteme
Arzthelfer startet MRT für Patienten zur Abklärung ihrer MS-Diagnose
MRT-Bilder sind wichtig für eine gesicherte MS-Diagnose. (©iStock/shironosov)

Sie haben Fragen zur Diagnostik bei Verdacht auf Multiple Sklerose? Gerne steht Ihnen das Team der Praxis „Neurologe Donauwörth“ zur Verfügung. Rufen Sie uns an unter Tel. 0906 99998160.

Ärzte diskutieren Patientendten zum MS-Verlauf.
Bei MS sind Verlaufskontrollen in regelmäßigen Abständen sehr wichtig, um die Behandlung immer wieder optimal einzustellen. (©iStock/Pornpak Khunatorn)

MS-Verlauf

Zum MS-Verlauf schreibt ein Gesundheitsportal unter fachlicher Mitwirkung von Prof. Dr. med Heinz Wiendl (Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Münster):

„Ein Drittel der Betroffenen hat zeitlebens einen günstigen Verlauf der Krankheit, ein weiteres Drittel leidet unter Behinderungen, die Selbstständigkeit bleibt jedoch erhalten. Für ein Drittel der Patienten bringt die Multiple Sklerose schwere Behinderungen mit sich, im Extremfall auch den Tod. Es sind aber nach 25 Jahren Krankheitsdauer – bei entsprechender MS-Behandlung – im Schnitt noch gut 30% der Patienten arbeitsfähig und sogar noch etwa 65% der Patienten gehfähig.“

Pauschal lässt sich kaum eine eindeutige Aussage über den Multiple-Sklerose-Verlauf und den voraussichtlichen Schweregrad der verschiedenen Symptome bei Multipler Sklerose treffen. Vor allem kann nicht vorausgesehen werden, welche Körperfunktionen im MS-Verlauf wie stark betroffen sein werden (z. B. durch Muskelschwund bei MS) oder wie oft und in welcher Schwere mit einem MS-Schub zu rechnen ist.

„Immerhin kann im Einzelfall ein MRT Hinweise darauf geben, wie sich die MS-Erkrankung weiterentwickeln wird, und eine Nervenwasser-Untersuchung kann prognostische Zusatzinformationen liefern. Ebenfalls wichtig für eine individuelle Verlaufsbeurteilung sind die neurophysiologischen Untersuchungen wie VEP und SEP.“

Dr. Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth)
MS-Medikamente auf violettem Hintergrund
MS-Medikamente: In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden immer wirksamere Mittel für Multiple-Sklerose-Patienten entwickelt und zugelassen. (©iStock/Svetlana_nsk)

MS-Medikamente

Bei Multipler Sklerose kommen verschiedene Therapieformen zum Einsatz. Unterschieden werden kurzfristige Schubtherapien und Maßnahmen zur Symptom-Linderung sowie verlaufsmodifizierende Therapien. Diese zielen durch Immunmodulation oder Immunsuppression auf eine Verbesserung des Krankheitsverlaufs insgesamt ab und nutzen dafür spezielle MS-Medikamente.

Für den Start mit MS-Medikamenten gilt: je früher, desto besser. Denn bei fortgeschrittener MS lässt sich der Krankheitsverlauf immer schwerer beeinflussen. Der behandelnde Neurologe führt regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch und berät zu ggf. erforderlich werdenden Medikament-Wechseln.

Multiple-Sklerose-TherapieMS-Medikamente
BasistherapieCladribin (Mavenclad®)
Dimethylfumarsäureester (Tecfidera®)
Glatirameracetat (Copaxone®)
Interferon-beta 1a (Avonex®)
Ocrelizumab (Ocrevus®)
Teriflunomid (Aubagio®)
EskalationstherapieAlemtuzumab (Lemtrada®)
Fingolimod (Gilenya®)
Natalizumab (Tysabri®)
Siponimod (Mayzent®)
Andere IntervalltherapienAzathioprin (Imurek®)
Cyclophosphamid (Endoxan®)
Mitoxantron (Novantron®, Ebexantron®)
Die Tabelle zeigt Beispiele für MS-Medikamente, die im Rahmen von Intervalltherapien bei Multiple-Sklerose-Patienten zum Einsatz kommen; die Angaben sind wertfrei und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

„Unabhängig von der eigentlichen Medikation empfiehlt es sich bei MS, Propionsäure als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Schubrate dadurch um bis zu 50 Prozent reduziert wird und das Risiko eines sich verschlechternden Behinderungsgrads langfristig sinken kann. Zwar spricht ungefähr jeder Dritte MS-Patient nicht auf die zusätzliche MS-Behandlung an, aber ein Versuch lohnt sich. Denn Nebenwirkungen durch Propionsäure sind bisher nicht bekannt.“

Dr. Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth)

Möglicherweise verringert Propionsäure nicht nur die Symptome bei MS, sondern hat sogar ganz allgemein eine neuroprotektive und neurogenerative Wirkung bei Patienten mit immunvermittelten Neuropathien. Das zeigt eine im Januar 2023 veröffentlichte Studie von Grüter et. al.

MS-Lebenserwartung

Die MS-Lebenserwartung wurde in zwei groß angelegten Studien untersucht. Ergebnis: Die mittlere Lebenserwartung von MS-Erkrankten scheint niedriger als die der Gesamtbevölkerung zu sein. Bei den untersuchten Patienten mit MS-Krankheit war die Lebenserwartung im Schnitt sieben Jahre geringer.

Diese Studien reichten allerdings nur bis 2005 und 2012. Zwischenzeitlich hat sich die MS-Therapie unter anderem durch Einführung noch wirksamerer MS-Medikamente weiter verbessert. Und das wirkt sich für Menschen mit Multipler Sklerose natürlich positiv auf die Lebenserwartung aus.

Wer an Multipler Sklerose leidet, kann seinen Krankheitsverlauf zusätzlich positiv beeinflussen. Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth) empfiehlt:

  • kein Nikotin
  • ausreichende Versorgung mit Vitamin D
  • regelmäßig körperliche Aktivitäten mittlerer Intensität
  • ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten, Fisch sowie Obst, aber wenig fettem roten Fleisch
MS-Lebenserwartung: Seniorin in Rollstuhl
Dank verbesserter Früherkennung und Fortschritten in der Behandlung von Multipler Sklerose nähert sich die Lebenserwartung von MS-Patienten mittlerweile der von gesunden Menschen an. (©iStock/eyecrave productions)
Christina Applegate (hier am Walk of Fame) hat Multiple Sklerose.
Christina Applegate – hier bereits erkrankt – geht offen mit ihrer MS-Diagnose um. (©shutterstock/Kathy Hutchins)

Multiple Sklerose: Christina Applegate – prominentes Beispiel

Christina Applegate, die mit ihrer Rolle als Kelly Bundy in den 1990er Jahren berühmt wurde, bemerkte ihre MS-Symptome während Dreharbeiten zu der Serie „Dead to Me“, konnte sie aber selbst nicht richtig einordnen. Ganz typisch betrafen ihre MS-Symptome die Beine. Im Nachhinein wurde ihr klar, dass es wohl schon vorher Anzeichen gegeben hatte: Taubheitsgefühle, Kribbeln und Gleichgewichtsprobleme, die ihr bei dem Dreh einer Tanznummer zu schaffen machten, könnten MS-Frühsymptome gewesen sein.

2021 teilte Christina Applegate ihre Diagnose MS mit der Öffentlichkeit. Sie ist nicht der einzige Promi, der offen mit der Krankheit MS und seinen mehr oder minder schweren MS-Krankheits-Symptomen umgeht. Auch Selma Blair, Howard Carpendale, Jack Osbourne und andere möchten die Öffentlichkeit sensibilisieren und Menschen mit MS-Erkrankung Mut machen.

DMSG-Logo

DMSG: gemeinsam statt einsam

„Informieren, helfen, forschen, Perspektiven schaffen” – das sind auch die Ziele der DMSG, kurz für Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft.

„Der gemeinnützige Verein hat klar definierte Aufgaben: Er vertritt die Belange der nach aktuellen Zahlen mehr als 280.000 MS-Erkrankten in Deutschland, organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge und bietet ihnen und ihren Angehörigen professionelle Information, Beratung und Unterstützung.“ (DMSG – Über uns)

„Über die Facebook- und Instagram-Kanäle der DMSG können Patienten etwas über die Erfahrungen anderer Betroffener lernen und Kontakte knüpfen. Außerdem arbeitet die DMSG Hand in Hand mit der DMS, kurz für Deutsche Multiple Sklerose-Stiftung. Die Stiftung hilft zum Beispiel bei der Finanzierung von Rehabilitations- und Erholungsmaßnahmen, wenn krankheitsbedingt eine finanzielle Notlage entstanden ist.“

Dr. Raluca Stegmann (Neurologe, Donauwörth)

Sie haben Fragen zur Krankheit Multiple Sklerose, die von unserem Patientenratgeber und den nachfolgenden FAQ nicht beantwortet werden? Gerne steht Ihnen das Team der Praxis „Neurologe Donauwörth“ zur Verfügung. Rufen Sie uns an unter Tel. 0906 99998160.

Häufige Fragen

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose, kurz MS, ist eine unheilbare chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems, bei der Nervenimpulse gestört oder blockiert werden.

Was ist MS?

MS ist die Abkürzung für Multiple Sklerose. Fachsprachlich ist auch die Abkürzung ED für Encephalomyelitis disseminata üblich.

Welche Blutwerte sind bei MS auffällig?

Im Blut von MS-Patienten kann eine leichte Erhöhung von Entzündungsmarkern wie C-reaktives Protein (CRP) und Interleukin-6 (IL-6) vorliegen. Diese Marker sind jedoch nicht spezifisch für Multiple Sklerose. Blutparameter wie diese oder auch Leber- und Nierenwerte können aber Hinweise auf begleitende internistische Erkrankungen geben und unterstützen den Ausschluss von Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen.

Ist MS vererbbar?

Nein. Allerdings gibt es eine gewisse genetische Veranlagung für Multiple Sklerose: Das Risiko für MS ist bei Menschen, die einen Verwandten ersten Grades mit MS haben, höher als in der Allgemeinbevölkerung. Bei eineiigen Zwillingen, bei denen ein Zwilling bereits MS hat, beträgt das Risiko für den anderen, ebenfalls zu erkranken, etwa 25–30 Prozent.

Was sind die ersten Anzeichen von MS?

Je nachdem welche Stelle im Zentralen Nervensystem zuerst betroffen ist, treten unterschiedliche Symptome bei multipler Sklerose auf. Zudem können die Frühsymptome von Mensch zu Mensch variieren. Häufig tritt ein Sehverlust auf einem Auge oder eine Verschlechterung des Sehvermögens auf, ggf. begleitet von Schmerzen bei Augenbewegungen. Andere frühe Symptome können Muskelkrämpfe, Kribbeln / Brennen oder Taubheitsgefühle in bestimmten Körperbereichen, Schwäche in Armen oder Beinen, Koordinationsprobleme oder Schwindelgefühle sein. Auch Müdigkeit und kognitive Beeinträchtigungen sind möglich.

Wie wird MS diagnostiziert?

Die Diagnose von Multipler Sklerose erfolgt aufgrund einer Kombination von Faktoren. Neben einer ausführlichen Anamnese und einer neurologischen Untersuchung ist eine Magnetresonanztomografie (MRT) von Gehirn und Rückenmark wichtig und mittels spezieller Tests lassen sich andere mögliche Erkrankungen ausschließen.

Um die Diagnose von MS zu bestätigen, müssen mindestens zwei separate Schübe oder Episoden von Symptomen auftreten, die typisch für MS sind und mindestens 30 Tage auseinanderliegen.

Woran sterben MS-Kranke?

Multiple Sklerose ist nicht als tödliche Krankheit eingestuft. Allerdings kann die Krankheit langfristig schwerwiegende Behinderungen verursachen und in einigen Fällen können Komplikationen von MS wie Infektionen, Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen, schwere Schluckstörungen oder schwerwiegende Stürze zu einem erhöhten Sterberisiko führen.